Zur alljährlichen Großveranstaltung der Landesversammlung der Deutschen Vereine in der Tschechischen Republik war die Heimatpflegerin Christina Meinusch nach Prag eingeladen worden. Im Gepäck hatte sie die Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe München dabei.
Andreas Schmalcz hatte die Fahrt hervorragend organisiert und die Gruppe zu Hotel und Kongresszentrum, wo die Großveranstaltung stattfand, geführt. Da die Landesversammlung der Deutschen Vereine seit 30 Jahren besteht, wurde dieses Ereignis mit einem Festakt unterstrichen. Anfangs überbrachten die Gäste von verschiedenen Ministerien und Organisationen ihre Grußworte. Darin betonten sie die gute Zusammenarbeit und wertvollen Beitrag der Deutschen Vereine für die Gesellschaft.
Als ein Beispiel für grenzüberschreitende Arbeit und Partnerschaften erwähnte Maximilian Schmidt die Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe München, die er damit auf die Bühne bat, um musikalische Grüße aus dem Böhmerwald zu überbringen. Mit „Grüaß di Goud“ im Böhmerwäldler Dialekt standen die Sängerinnen und Sänger frohgemut auf der Bühne. „Auf der Prager Brück“ sangen sie hier in Prag und hatten es spontan schon am Vorabend auf der Karlsbrücke über die Moldau gesungen. Das bekannte Lied „Blaui Fenstal“ stammt aus Krummau, der Stadt die ebenfalls an der Moldau liegt. Die Handwerksarbeit im Böhmerwald beschreiben die „Hulzknechtbuama“ und der „Stoahauer“, bevor die Böhmerwäldler mit dem Wuldalied die Moldau besangen. Geleitet wurde der Chor von Martin Januschko, einem Mitglied der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Ebenfalls aus der Bundesversammlung war Birgit Unfug dabei.
Zwischendurch zeigten die Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe München auch Tänze aus ihrer Heimat wie den Böhmerwald-Landler. Es ist ein beliebter Ländler, der der Überlieferungen zufolge aus Krummau entstammt, weshalb er auch den Namen „Krummauer“ trägt. Der Spinnradltanz ist aus dem oberösterreichischen Mühlviertel, dem nördlichen Niederösterreich, dem Innviertel, dem Böhmerwald und dem bayrischen Wald sowie aus Oberbayern überliefert. Die „Wickelfigur“ dieses Tanzes dürfte in einem ursachlichen Zusammenhang mit dem Namen stehen, zu dessen Verbreitung allerdings das dazugehörige Tanzlied vom Spinnradldrahn in erster Linie beigetragen hat. Die Sternpolka ist ein Figurentanz, der auf die Linzer Polka zurückgeht. Die Linzer Polka stammt ursprünglich aus dem Mühl- und Waldviertel in Oberösterreich und wurde von dort wahrscheinlich von tschechischen Musikanten nach Budweis in Südböhmen gebracht. Dort wurde sie unter dem Namen „Doudlebska Polka“ gespielt und getanzt. Heute ist sie als „Sternpolka“ oder dem ursprünglichen Namen „Doudlebska Polka“ bekannt und wird heute in Westeuropa und Nordamerika getanzt. Die Sternpolka fand weite Verbreitung in ganz Bayern, da sie 1972 als Aufführung für die Abschlussfeier der Olympischen Spiele in München vorgesehen war und daher in vielen Trachtenvereinen in Bayern geprobt wurde.
Weitere Gruppen der deutschsprachigen Bevölkerung gestalteten den schönen Kulturnachmittag. Zum Abschluss kamen alle anwesenden Trachtenträger auf die Bühne und sangen mit den Besuchern „Kein schöner Land“. Textsicher führte die Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe München noch die vierte Strophe weiter.
Im Anschluss gab es noch ein gemütliches Beisammensein mit dem Prager Hradschiner Orchester Josef Kocurek. Thomas, das jüngste Mitglied der Böhmerwäldler wagte sich allein auf die Tanzfläche und bat mindestens seine Eltern zum Tanz. Die mitreißende Musik ließ kaum Einen auf dem Stuhl sitzen.
Vor der Rückfahrt nach München besuchte die Gruppe den deutschsprachigen Gottesdienst in St. Johannes Nepomuk am Felsen.
M. Januschko