OG München: Monatstreffen am 12.11.2017

Lehrstunde der Geschichte mit Prof. Dr. Muck Stelzle


Beim Monatstreffen der OG München fand diesmal eine Lehrstunde in Geschichte statt. Hierzu konnte Obfrau Ruchty die Ehrenvorsitzende Irmgard Micko, Herrn Alscher vom BDV und erfreulicherweise wieder mehr Gäste begrüßen als bei den letzten Veranstaltungen.

Herr Prof. Dr. Muck Stelzle und v. l.n. r. Karin Wolfermann, Jean McIntyre und Renate Ruchty

Vortragender war der Geschichtsprofessor und Historiker Prof. Dr. Muck Stelzle, der aber eine trockene Materie in Mundart gepackt sehr amüsant an den Mann bzw. die Frau zu bringen wusste.
Thema war das Leben von König Ludwig II. und im Zusammenhang ein Streifzug noch zur Cousine von Ludwig, der österreichisch-ungarischen Herrscherin Elisabeth, besser bekannt als Sissi. Die Abwicklung erfolgte in 3 Abschnitten: Der erste behandelte die Geburt und die Jugend von Ludwig. Bereits hier wurde dem Ausspruch von Ludwig Rechnung getragen, der einmal sagte:“Ein ewig Rätsel will ich bleiben!“ Geboren wurde Ludwig II. angeblich am 25.08.1845, wobei nicht sicher ist, ob dies das tatsächliche Geburtsdatum des Monarchen ist, oder ob sein Vater Maximilian damit nur gut Wetter bei Ludwig I., seinem Vater machen wollte, weil dieser von seinem Sohn nicht so große Stücke hielt. Aus diesem Grunde wurde er ebenso wie sein Großvater Ludwig getauft und mit 101 Böllerschüssen begrüßt. Auch wer der Vater von Ludwig II. ist, ist nicht ganz klar. Vermutungen, dass Herr Tambosi dafür in Frage kommt, sind ebenso wenig nachgewiesen wie die Annahme, dass es ein Kammerdiener war, der mit seiner Mutter – Marie von Preußen – verbandelt gewesen sein soll. Hierzu stellte Stelzle fest, dass die prüde Mutter nur mit Alkohol auf diese Avancen einging und ein Arzt feststellte, dass die Mutter Ludwig II. bei den vielen Kindern eigentliche am Leberzirrhose hätte erkranken müssen. Erzogen wurde Ludwig von einem General, der ihm pro Woche einen Fastentag verordnete, was dem jungen König verständlicherweise gar nicht gefiel, was jedoch eine disziplinarische Maßnahme darstellte. Teil 2 berichtete darüber, dass Ludwig bereits mit 18 Jahren als blutjunger Mann König von Bayern wurde. Er war in seiner Jugend sehr gut aussehend mit seinem schwarzen Haar und einer Körpergröße von 192 cm. Viele adelige Mütter waren bestrebt, ihre Töchter mit Ludwig zusammen zu bringen und fuhren mit ihnen nach München, um in der Residenz zu flanieren und evtl. dem jungen König zu begegnen. Eigentlich hatte Ludwig aber mit Damen wenig im Sinn und es wurde berichtet, dass er neben seinen Königsschlössern, in denen er sehr selten weilte am Berg Schachen ein einfaches Jagdschlösschen hatte, in dem sich im ersten Stock ein marokkanischer Kiosk befand, in dem er junge Männer empfing und Geschichten von Dichtern las. Die einzige Dame, der er von Herzen zugeneigt war, war seine Cousine Sissi, die ebenso exzentrisch war wie er und mit der er sich oft auf der Roseninsel am Starnberger See aufhielt. Seine Leidenschaft gehörte dem Fotografieren, jedoch kamen nicht viele Bilder an die Öffentlichkeit. Bekannt wurde jedoch ein Bild von Sissi, die am Rücken eine Tätowierung eines Adlers hatte. Sissi wurde als Möwe vom See bezeichnet – im Possenhofen am Starnberger See aufgewachsen- Ludwig als Adler vom Berg. Josefine Schewski, einen Mezzosopranistin, durfte für Ludwig in der Residenz singen, musste dies jedoch hinter einem Busch tun, da sie ihm zu hässlich war, um sie auch anzusehen. Zwar verlobte sich Ludwig am 22.01.1867 mit Sissis Schwester Sophie Charlotte, heiratete diese jedoch sehr zum Missfallen von Mutter Ludovika und auch Sissis nicht.
Der letzte Teil des Vortrags rankte sich um den Tod des Märchenkönigs. Obwohl Ludwig ein ausgezeichneter Schwimmer gewesen sein soll, ist er angeblich im Starnberger See ertrunken. Auch hier gibt es viele Verschwörungstheorien, wie Ludwig zu Tode kam. Ob er erschossen wurde, ob sein Leibarzt Dr. Gudden damit zu tun hatte, oder ob Ludwig, der alkohol- und drogensüchtig gewesen sein soll an einen Herzschlag starb. Prof. Dr. Stelzle brachte schmunzelnd noch eine andere Version vor. Vielleicht ist der König geschwommen, wurde weit draußen am See in das Boot des Fischers Lidl aufgenommen und in dessen Haus aufgenommen. Hier soll er auf der Bank vor dem Haus in der Sonne gesessen haben und später mit den weißen Wolken davon geflogen sein. Die Obduktion des nicht geklärten Todes von Ludwig II. ergab jedenfalls, dass sein Gehirn um 36 g leichter war als das eines normalen Mannes, was auf seinen Lebensstil zurückgeführt wurde.
Wie gesagt: Ludwig war ein Märchenkönig, geblieben sind aber neben vielen Spekulationen über sein Leben seine spektakulären Bauwerke in München, z. B. die Ludwigstraße.

Renate Ruchty