OG München: Monatstreffen am 09.04.2017

Der Termin für das Monatstreffen im April war der Palmsonntag. Passend für die darauf folgende Karwoche brachte Landsmann Herbert Foißner, der seit 1954 der Ortsgruppe angehört und schon in der Gründerzeit der Jugendgruppe aktiv war einen Film mit, der vom verschollenen Kreuzweg in Friedberg/Böhmerwald handelte. Wegen der Bautätigkeit im Sudetendeutschen Haus fand das Monatstreffen in der gemütlichen Gaststätte des Haus des Deutschen Ostens statt und die Wirtin Annerose Kloos hat ihre Gäste wie immer vorzüglich versorgt. Leider sind die technischen Möglichkeiten hier nicht ganz so komfortabel wie im Sudetendeutschen Haus und so musste im ersten Teil des Films LM Foißner das Vorgehen selbst kommentieren. Erst nach einer kurzen Pause bekamen wir auch den Ton des Films in Gang.
Gezeigt wurde, wie LM Foißner in mühevoller, jahrelanger Arbeit die verschollenen Kreuzwegstationen von Friedberg wieder aufgestöbert hat. Der Gemeinde Friedberg wurde bereits im Jahr 1308 vom Stift Schlegel die Kapelle St. Thoma gestiftet. Der Kreuzweg wurde 1894 errichtet. Durch die Flutung des Moldaustausees 1958 versank ein großer Teil der Gemeinde im Wasser. Bereits für die Renovierung der Kirche von Friedberg verwendete Foißner nicht nur viel Zeit, Arbeit und auch finanzielle Mittel. Nachdem diese wiederhergestellt und mit großer Freude und Interesse auch unter der tschechischen Bevölkerung wieder eingeweiht wurde, war das nächste Projekt, das er mit viel Engagement und Herzblut vorantrieb, nun auch den verschollenen Kreuzweg wieder herzustellen. Mit Stöcken oder Metallstäben ausgerüstet stocherte Foißner im Unterholz herum, um nach mehr als 50 Jahren die vollständig im Gestrüpp untergetauchten und zugewachsenen Steine des Kreuzwegs und die Sockel der einzelnen Stationen wiederzufinden. Sehr vorsichtig ging LM Foißner das Projekt zu einer Zeit an, in der noch der Eiserne Vorhang und Grenzkontrollen vorhanden waren. Im Blaumann und mit Gummistiefeln ausgestattet stromerte er zweimal im Jahr ca. 3 Wochen in der alten Heimat umher, um dort zu suchen, wo er vermutete, etwas zu finden. Einmal fand er bei dieser Gelegenheit einen Birkenpilz und hat sich natürlich auch darüber gefreut, ein anderes Mal stieß er auf ein Denkmal namens Sauschädel, das er als Kind schon bei einer Wanderung mit der Schule gesehen hatte. Oftmals wurde der heilige Antonius, Schutzpatron für Verlorenes bemüht und groß war die Freude, wenn er wieder auf ein Stück Stein aus dem Kreuzweg stieß. So vergingen die Jahre, in denen schon einige Stationen wieder zutage befördert wurden und schließlich zeigte auch die Gemeinde wegen des zunehmenden Fremdenverkehrs Interesse an der Wiederherstellung des verschollenen Kreuzwegs. Seit 1988 gibt es eine Patenschaft mit der österreichischen Gemeinde Haslach, die das Projekt ebenfalls unterstützt hat. Während die 7. Station bald gefunden wurde, dauerte es bei der 5. Station besonders lange. 1999 wurde der Arbeitskreis Marterberg gebildet, dem auch Einheimische angehörten und Foißer mit schweren Geräten und Arbeitskraft unterstützten. Die Gemeinde Friedberg übernahm ebenso Patenschaften wie Privatpersonen und so wurde eine Station nach der anderen ausgegraben, die verwachsenen Steine gereinigt, Erdreich abgebürstet, auf die ebenfalls vorbereiteten Sockel gestellt und oben mit einem Kreuz versehen. Die fehlenden Bilder wurden durch die Brüder Herbert und Franz Wiltschko hergestellt und in die Nischen der einzelnen Kreuzwegstationen eingefügt. Die Gemeinde Friedberg, deren Pfarrer sowie Herbert Foißner übernahmen die Patenschaft über die erste Station des Kreuzwegs. Am 24.06.2000 erfolgte die Einweihung des vollständig wieder hergestellten Kreuzwegs. Herbert Foißner wies bei dieser Feier darauf hin, wie wichtig es im Hinblick auf die Zukunft ist, das Kulturgut der Vergangenheit zu erhalten. Mit großer Freude und Aufmerksamkeit verfolgte das Publikum diesen Film, dessen Herstellung mit sichtbaren Emotionen des Herstellers verbunden ist. Obfrau Ruchty sprach Herbert Foißner großen Dank für sein Engagement aus. Im Anschluss an den Film las Ossi Fuchs noch 2 Geschichten über Osterbräuche im Böhmerwald vor, u. a. über das Ratschen, wenn die Glocken am Karfreitag nach Rom geflogen waren. Mit guten Wünschen für ein schönes Osterfest ging der Nachmittag nach noch einigen unterhaltsamen Gesprächen zu Ende.

R. Ruchty