Anlässlich des 210. Geburtstages unseres bekanntesten Böhmerwalddichters Adalbert Stifter hat der Landesverband Bayern des Deutschen Böhmerwaldbundes auch in diesem Jahr wieder zur Feierstunde am Böhmerwaldplatz eingeladen. Trotz trüben und kühlen Wetters hat sich ein größerer Personenkreis am mit einem sehr schönen Blumengesteck geschmückten Stifterdenkmal eingefunden, darunter auch Mitglieder der Ortsgruppen aus Ingolstadt, Landshut, Rosenheim, Waldkraiburg und München mit Fahne. Anwesend war auch stellvertretender Bundesvorsitzender Franz Payer.
Nach der Begrüßung durch den Landesvorsitzenden Hans Slawik erfolgte ein musikalischer Gruß durch einen kleinen Chor aus Mitgliedern der Sing- und Volkstanzgruppe München unter Leitung von Martin Januschko. Gabi Strobl, unsere Landeskulturreferentin hat sich große Mühe gegeben und zur Einstimmung der Feierstunde an Adalbert Stifter gedacht. Wie jedes Jahr hat sie aber auch aus dem Leben eines anderen Heimatdichters vorgetragen.
In diesem Jahr hat sie den Gästen die Persönlichkeit von Dr. Richard Kralik, Ritter von Meyrswalden, geb. am 01.10.1852 näher gebracht. Dieser wurde in Eleonorenhain als Sohn eines gut situierten Glasfabrikanten geboren. Das Familienleben war künstlerisch geprägt. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Linz studierte er in Wien Rechtswissenschaft, widmete sich der Philosophie und alten orientalischen Sprachen. Daneben betrieb er auch das Studium von Kunst, Musik und Literatur. Mit seiner Schwester Mathilde verband ihn eine enge geistig-kulturelle Beziehung und die Liebe zur Musik. Er schrieb für sie die Märchenoper „Blume und Weißblume“ und schuf mit ihr zusammen 120 gemeinsame Liedwerke. In Wien, wo er sich nach dem Studium niederließ lernte er auch seine kunstfreudige Lebensgefährtin Maria Pauline Sophie von Flattich kennen, die er 1882 in Wien heiratete. In dieser Zeit trug er kräftig zur Gründung des „Verbandes katholischer Schriftsteller in Österreich“ bei, von dem sich dann der Gralbund abzweigte. Auch Richard Wagner und Pedro Calderon de la Barca hatten musikalisch Einfluss auf das Schaffen von Kralik. Seit 1898 stand Kralik mit Karl May, dem Schöpfer von Winnetou und Old Shatterhand in Briefwechsel, der sich zu Kraliks romantischer Kunstdefinition hingezogen fühlte. Kralik erhielt für sein Lebenswerk sowohl den Orden des Hl. Gregor von Papst Leo XIII, als auch vom Kaiser den Orden der Eisernen Krone verliehen. Richard von Kralik starb am 04. Februar 1934 in Wien und erhielt auf den Wiener Zentralfriedhof ein Ehrengrab. Gabi Strobl trug aus verschiedenen seiner literarischen Werken vor und dazwischen sang immer wieder die Sing- und Volkstanzgruppe.
Zum Schluss der Veranstaltung kam unsere Kulturreferentin jedoch wieder auf Stifter zurück. Die Feierstunde endet mit dem gemeinsam gesungenen Böhmerwaldlied. Landesvorsitzender Slawik bedankte sich bei Gabi Strobl, dass sie wieder einen Dichter vorgestellt hat, dessen Name nicht so geläufig ist und bei allen Gästen für die Teilnahme.
Im Cafe Weyerer klang die Feierstunde mit einem gemütlichen Zusammensein aus.
R. Ruchty