Böhmisch-mährisch-schlesischer Ostermarkt in München (08.04.2017)

Böhmisch-mährisch-schlesischer Ostermarkt in München – Eierschau am Lilienberg

Sudetendeutsche Zeitung, KULTUR (Folge 15+16, 14.04.2017)

Ein Ostermarkt mit böhmischen, mährischen und schlesischen Spezialitäten im Haus des Deutschen Ostens in München (HDO) zog vergangenen Samstag viele Besucher an. Zuzana Finger, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, hatte wegen der Bauarbeiten im Sudetendeutschen Haus die Handwerker, die ihre Künste zeigten und ihre Produkte anboten, in das benachbarte HDO geladen. Dort gab es Kunsthandwerk zu sehen und Osterartikel zu kaufen.

Der Stand der Kuhländler mit „Kiechln“ im Vordergrund…

Schon in der kleinen Straße „Am Lilienberg“ vor dem HDO lud das schön gestaltete Plakat zum Ostermarkt. HDO-Kulturreferentin Brigitte Steinert hieß im Sudetendeutschen Zimmer im Obergeschoß stellvertretend für Direktor Andreas Otto Weber alle Gäste willkommen. Heimatpflegerin Zuzana Finger stellte die Marktteilnehmer an ihren Ständen vor. Sie bedankte sich bei den fleißigen Kunstschaffenden und ihrem Mitarbeiter, dem Organisator Andreas Schmalcz, und eröffnete den Ostermarkt gemeinsam mit Ortfried Kotzian.

…und von Kubula mit mährischem Wein

Der Vorstandsvorsitzende der Sudetendeutschen Stiftung hielt eine kleine Ansprache über heimatliches Osterbrauchtum: „Besonders erfreulich ist, daß in Nixdorf im Schluckenauer Zipfel jetzt wieder die Tradition des Osterreitens gepflegt wird“, lobte Kotzian. Die Osterreitprozession war seit 1939 nicht mehr veranstaltet worden, bis der heimatverbliebene Landsmann Roman Klinger sie 2011 in Nixdorf/Mikulášovice wiederbelebte. „Inzwischen feiern auch Tschechen den ehemals deutsch-katholischen Brauch begeistert mit“, schloß Kotzian seine Rede.
Die Gäste bewunderten den ganzen Nachmittag lang heimatliches Kunsthandwerk aus Böhmen, Mähren und Schlesien an Ständen und auf Etageren: selbstgestrickte Strümpfe, gehäkelte Decken, gestickte Läufer und haufenweise Ostereier, beklebt, bestickt und bemalt.

Heimatpflegerin Dr. Zuzana Finger, Stiftungsvorsitzender Dr. Ortfried Kotzian und HDO-Vizedirektorin Brigitte Steinert

Erika Weinert und Waltraud Valentin zeigten Böhmerwäldler Kratzeier, Perlenarbeiten, Stricksachen und Stickereien. Jean McIntyre und Mathilde Pollak stellten bestickte Karten, Papiersterne und Engel aus. Rosina Reim und ihre Schwester Christine Legner vertraten mit österlichen Waren die Wischauer Sprachinsel. Ludmila Kwan bot farbige Eier an. Der Brünner Roland Pohl lieferte allen mit seinen Stücken ernste Konkurrenz.

Ostereier aus Böhmen und Wachseierkunst aus der Bukowina

Johanna Thurmayr hatte an ihrem Stand umhäkelte Ostereier, Stofftaschen und Stoffbeutel. Auch andere Osterdekorationen – von bunten Handarbeiten und irdenen Schalen bis zu kuscheligen Eierwärmern – stapelten sich auf den Tischen. Christine Rösch zeigte Kuhländler Spezialitäten, Marie-Luise Kotzian bunte Volkskunst und Wachsritzeier aus der Bukowina. Rudi Saiko lieferte grüne Palmbuschen und Türkränze aus Buchsbaum, üppig verziert mit Bünden von Weidenkätzchen.

Ostergestecke von Rudi Saiko

Alle Stände wurden bedrängt von Käufern, die sich für Ostern eindeckten. Auch Anleitungen für Handarbeit und Bastelei gaben die Kunsthandwerker gerne. Dies taten auch Teilnehmerinnen aus Waltraud Pietschmanns Klöppelrunde, die im Flur am Klöppelsack saßen und vor Zuschauern ihre Kunst vorführten.

Ostereier des Brünners Roland Pohl

Damit die Kräfte der Marktgäste nicht versiegten, gab es auch Stärkung: Der Münchener Kulturladen Kubula schenkte mährischen Wein aus. Ernst Heinisch bot die beliebten Karlsbader Oblaten an, die Kuhländlerinnen offerierten staubzuckerbedeckte „Kiechln“. Lammkotelettes oder Bohneneintopf und Palatschinken servierte Wirtin Annerose Kloos in der HDO-Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“.

Wischauer Spezialitäten am Stand von Rosina Reim und Christine Legner

Die Gäste schauten, staunten, kauften und schmausten bis in die frühen Abendstunden.

Text und Bilder: Susanne Habel